Ich bin ein Fan von Karten und auf Karten eingezeichnet sind Grenzen. Grenzen sind eine Idee und will man sie sich mal konkret angucken, dann ist das gar nicht mehr so leicht. Grenzen kennen keine Wahrheit.
Ich bin sehr glücklich in Europa zu einer Zeit in Europa wo Grenzen fallen und zu unseren direkten Nachbarn bereits gefallen sind. Ich erachte die Vorzüge durch das Schengenabkommen als eine der geilsten Sachen die uns Europa auf die eine oder andere Art gegeben hat.
Ich kann mit Nationalstaaten nicht viel anfangen. Sie sind gut um Gegenden einen Namen zu geben, aber ein wir und die da find ich absurd. Dennoch zähle ich Länderpunkte.
Ich habe in Luxemburg gelebt wo es zu jeder Grenze eine halbe Stunde mit dem Auto ist und man unbemerkt das Land verlässt. Man merkt es nur durch die anderen Straßenschilder und die Farbe der Fahrbahnmarkierung. Schengen ist 30min mit dem Auto von Ville de Luxemburg entfernt. Meinen Tagestrip blieb ich leider schuldig – auf der Mosel gibt es auf dem Schwimmenden Dreiländereck einen Geocache.
Diesen Sommer war ich wieder bei Bekannten in Sachsen. Die kleine Stadt liegt direkt am Tscheschischen Nordkap, das ist der nördlichste Punkt Tschechiens und auch dort war etwas versteckt. Bei der Suche dabei waren die Kinder meiner Schwester, die 12 Jahre jünger sind als ich. Beim Weg durch den Wald ging es lustig auf der Grenze lang und es war meist kaum ersichtlich auf welcher Seite du gerade warst. Das brachte mich ins Grübeln.
Meine Kindheit waren die Neunziger. Als Kind des Ostens hatten meine Eltern mit der Wende schon eine große Umstellung hinter sich und mit dem rasanten Änderungen in Europa gab es viel Neues zu lernen. Einige Dingen brannten sich auch bei mir als Kind ein. So die Angst vor dem Grenzübergang. “Gerade sitzen, kämm dich nochmal, nicht reden.” wurde ich glatt gezupft bevor es für einen Urlaub Richtung Grenzposten ging und alle im Auto steif saßen in der Hoffnung das alles glatt ging. Das war längst zu einer Zeit da PKW-Kontrollen Ausnahmen waren und meine Eltern im Leben nicht auf die Idee kämen irgendwas im Kofferraum zu halten. 15 Jahre später kann ich über die gleichen Straßen fahren und muss mir keine Gedanken machen. Freiheit. Auch wenn ich nun als Erwachsener die offenen Grenzen genießen kann, so kann ich mich an die Situation damals noch Grenzen zu haben damals.
So stapfte ich durch den Wald und der Gedanke festigte sich, dass die Kinder meiner Schwester in dem Alter sind, in dem ich damals war und nicht mehr lernen was Grenzen sind. Grenzen sind für sie wirklich nur noch die abstrakten willkürlichen Linien auf einer Landkarte, die nichts mit dem zu tun haben was man Vorort findet. Grenzen sind nicht da. Das Verschwinden von Grenzen ist für die Generation ab 2000 kein Prozess, sondern fertige Realität, es ist normal. Diese Generation wächst ohne Grenzen auf und durch das Lernen von Sprachen, Reisen und Internet ist das Potential für neue Gedanken da, für neue Ideen. Ich werde genau hinhorchen und fasziniert zuhören, welche Ideen das mal sein werden.