Gern gemachte Fehler

Ich weiß nicht ob es eine Allergie ist, aber auf Orangensaft reagiere ich allergisch. Mein Gaumen zieht sich zusammen und ich beginne um die Augen zu schwitzen. Es schmeckt pelzig. Ich bereue es jedes Mal sofort und jedes mal aufs Neue. Es ist ein Fehler den ich regelmäßig begehe. Laß es die kindliche Konditionierung durch zu viel Valensina-Werbespots sein, aber ich krieg manchmal einfach einen Jieper darauf und wenn ich irgendwo Orangen oder Orangensaft sehe ist der Wunsch größer als die Vernunft, die defakto in dem Moment wie weg geblasen ist.

Saft! Jetzt!

Ich setze zum Trinken an, nehme den ersten Schluck. Dann die Ernüchterung.

Es gab eine Ausnahme: Auf einer Reise durch Marokko gab es die schöne Tradition jeden Tag mit frisch gepresstem Orangensaft zu begießen. Was in Deutschland 2,50€ kostet gibt es dort für 40ct Einheitspreis frisch gekühlt und frisch gepresst aus der Frucht. Es ist eine kleine Wonne an einem warmen Abend; ich habe es nie bereut und sehe mich regelmäßig diesen Saft zurück.
Zurück in Deutschland bekam ich dann wieder Orangensaftsimulat vorgesetzt, während sich die Leute um mich herum die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie ich in Marokko hätte sowas trinken können. Indest schnürt es mir die Kehle zu.

Konsolidierung

Da ich hier zwar noch regelmäßig, aber doch nicht mehr so regelmäßig wie früher schreibe und sich meine Gedankenposts mehr auf Twitter abspielen, hab ich mal experimentenhalber eine Soup eingerichtet, die meinen Twitter-Stream, sowie dieses Blog zusammenführt. Auf der Seite könnt ihr schnell und einfach beides Lesen und/oder per RSS abonnieren. Der Import der Daten ist automatisch, ich werde also nicht sortieren oder irgendwie redaktionell nachbearbeiten. Von daher dürfte da auch ne ganze Menge rauschen sein, was ich aus dem Blog hier fernhalte. Das müsst ihr selbst entscheiden, ob es interessant genug ist.

Oh und ich hab in meinem Urlaub auf Malta auch wieder etwas geschrieben und hoffe das in der nächsten Zeit online zu stellen.

Roadpizza

Ich wurde gerade Zeuge wie in der Warschauer Straße ein Eichhörnchen überfahren wurde. Ich sah das Kastanienrote Geschöpf über die Straße zwischen den Autos hüpfen und rief noch zu meinem Kollegen “Uh, guck ein Eichhörnch…” Dann sprang es unter einen Reifen und war danach flach. Es zuckte danach noch 2 Mal und blieb am Boden kleben…

Eine Viertelstunde später war es weg. Ich hab mir das Nummernschild des Autos nicht gemerkt. Warum würde jemand ein totes Eichhörnchen mitnehmen?

Gedanken aus Marokko Teil 2

Messunschärfe
In den Medinas der Stadt bist du ein Fremdkörper. Mit deiner Kleidung, deinen Blicken, deiner Art. Du willst gucken, aber deine Blicke reflektieren. Du wirst vom Betrachter zum Betrachteten. Du schneidest ein.


Kein Chamälion, deine Herkunft verrät dich.
Fremdschämen, die Deutsche Touristin am Nachbartisch mit blanken Knien, schulterfrei und Sonnenbrand


Um es nett zu sagen ist es ungewohnt. In den Souks Marrakeschs erhälst du ein unbekanntes Maß an Aufmerksamkeit. Händler rasseln als Werbung für ihren Stand, Quatschen dich quer an, geben dir ungewollt Richtungshilfe, die du weder willst, noch brauchst und im Zweifelsfall eher verwirrt. Manche Wenige bleiben an deinen Hacken kleben oder versuchen dich zu fest zu halten. Hier wird es wirklich unangenehm.
Es ist Meatspace-Spam.
Jeder Reisende mit dem ich Sprach ist davon genervt. Die Werbung zielt auch nur auf Touristen und ich bin geneigt zu fragen, ob so mehr Leute verschreckt werden als effektive zu Kunden zum Geschäft überredet werden. Anscheinend muss es sich ja lohnen lauter zu schreien.


Zooombies!


Von seinem Stand in den Souks aus versucht sich jemand Aufmerksamkeit zu machen. “Excuse-moi! Excuse-moi!” – Entschuldigen sie mich, entschuldigen sie mich!
Hier entschuldigt sich jemand für das Stören bedingt durch seine Entschuldigung. Ich denk ok und ignoriere es.


Mäuschen. in einem Cafe zwar die einzigen Touristen – meine Begleitung die einzige Frau – sind aber von den Einheimischen fast gänzlich unbeachtet. Man geht seines Lebens nach, isst trinkt, diskutiert. Der Lautstärkepegel steigt. Neben dem Tee steht Wasser und arabisch beschriftete Coca-Cola.


Du gehst einen Weg im Dorf entlang und begegnest Einheimischen.

“Assama alaikum”
“Wa alaikomo salam”
“Bon jour, Çava?”
“Çava bien, merci”

Eine freundliche Begegnung, ein kurzes Gespräch hinweg über 3 Sprachen: eine Einladung. Er erzählt von der Gegend, während er dich zu sich nach Hause lädt. Sein Zuhause eine einfache Lehmhütte, wohl gekühlt in der Wüste, halb in den Stein geschlagen. Rechts der Eselstall, daneben die Ziegen, eine mitgenommene Tür führt über eine unbeleuchtete krumme Treppe in die Küche. Im Innenhof spielen die Kinder und werden kurz vorgestellt, nur von weitem begrüsst die Frau kurz. Du wirst geleitet in einen langen Seitenraum, mit Teppich und Kissen ausgelegt, dazwischen ein Teetischchen. Die kargen verputzten Wände verziehrt durch einen schiefen verlaufenen Streifen Farbe – an der Decke Stuck aus einem Berliner Altbau in Zweitverwendung. Tee vom Kocher, dazu ein Brotfladen, Olivenöl zum Dippen. Du sitzt in kleiner Runde redest, schweigst, die Gedanken rasen. Ehrfurcht, Respekt, Fazination. Die Situation erscheint absurd, das jedes Gefühl weicht Dankbarkeit der zukommenden Gastfreundschaft. Eine andere Welt reicht dir die Hand.

“Besalam”
“Shokran”

Außerhalb jeglicher Zeitwahrnehmung verlässt du die Szene überwältigt und zutiefst beeindruckt über deinen ersten echten Berber-Whisky.


Du betrachtest nicht, du hast Anteil.

Gedanken aus Marokko Teil 1

Vor einem Monat war ich auf Rucksackreise für 2 Wochen in Marokko. Es war schön, überwältigend und beeindruckend. Ich habe bewusst kein Reisetagebuch geführt, jedoch einige Gedanken mitgeschrieben, die mir während der Reise gekommen sind. Hier ist Teil 1, dieser Gedankenbröckchen.


Unerzählte Geschichten.

Vom Hotelzimmer aus habe ich Blick auf einen kleinen Park am Rande der Medina. Umringt von Bänken verbirkt sich unter eben einer solchen eine unerzählte Geschichte eines Hundes, eines kleinen Mädchens mit weißen Strümpfen und einem einsamen Paar Schuhe. Die Welt des Hundes ist diese Bank. Nie ist er weiter weg als 3mal seine eigene Länge. Er schläft, er wacht und quieckt erbärmlich, wenn jemand vorbei tritt. Das kleine Mädchen ist eine Ausnahme. Sie darf auf die Bank, hält aber Respekt vor dem Hund. Das Paar Schuhe ist nicht ihres. Morgen sind sie wieder da.

2 Wochen später ebenso.


Teeeeeee


Es klingt wie ein Sangeswettstreit der Feuerwehrsirenen, aber das so zu nennen wäre natürlich unsensibler interkultureller Mumpiz und eine Verhöhnung des stadtüberziehenden Gesangs der Muezzin. Und mal ehrlich, wer sich davon stören lässt ist auch beim Mittagsschläfchen nicht entschuldigt.


Die HassanII Moschee mag durch ihre Grösse und ihre Gestalt ihre Bedeutung haben ist Zentrum des kulturellen Lebens. Sie ist kein Magnet für Touristen und aber für Augen, erschlägt mit ihrer Grösse und erzeugt Respekt vor Gewalt und der Ausstrahlung.
Blickt man neben das Bauwerk gewart sich der Blick auf den Atlantik. Umringt von einer Promenade auf der die Jugend die zufällige Begegnung der Geschlechter betreibt. Abseits der Promenade liegt die Steinküste zum Atlantik. Es ist Ebbe, Kinder spielen auf den Steinen, Wattwanderer und Jungen durchsuchen die Steinritzen nach Kostbarkeiten und Krebsen. Ein Taucher steigt aus den Wellen. Damen in langen bunten Djellabas heben sich von weitem auf dem felsigen Untergrund ab.

Östlich der großen Moscheehalle ist in den Stein gehauen ein Schwimmbecken. Gespeist von einer Meerzunge im Gestein wird es aufgefrischt direkt vom Ozean. Das Gestein ist schwarz, die Ränder uneben. Davor, drumherum, darin baden und genießen die Jungen Männer Casablancas das frische Nass. Es ist kein Ort für Frauen. Gehe bitte weiter.
150m weiter entlang der Promenade erreicht man eine Müllheide.


Das Bild vom einsamen Esel in der Wüste


Einen Schritt im Wasser der Fint Oase zu machen heißt auf ein halbes Duzend Frösche auf zu schrecken. Ich habe noch nirgends soviele Frösche erlebt wie in der Wüste. Dauerhaft umgeben von Froschgesang fragte ich S. ob “die auch irgendwann mal die Schnauze halten!” – “Wohl kaum.” entgegnete sie.
Am folgenden Tag regnete es. Wir schauten auf die Oase hinaus ein Frosch beginnt zu quacken. Wir gucken uns entsetzt an: “Sie sind still!”


Felder, Ödnis, Weide, dazwischen ein Gemälde. Claude Monets “Mohnfeld bei Argenteuil” zeichnet sich auf der Landschaft ab. Das Landhaus und die Damen sind gegangen, doch zurück blieb die weite grüne Wiese mit ihren roten Punkt im selben
Licht der Sonne.


Der Moment ist da, S. fantasiert darüber sich grünen Marokkanischen Tee über das Haar zu geben und erklärt das warum sehr glaubwürdig.


Es tropft, es ist windig, es ist kalt, die Bürgersteige sind rutschig. Ich bin in Ourzazate am Rande zur Wüste und das Wetter beißt unter der Jacke. Im Kaffee lese ich zu überzuckertem Tee über Quantengravitation als Zusammenfûhrung von Quantenmechanik und Allgemeiner Relativitätstheorie.


Über Bergkämme, auf Serpentinen entlang von Bergschluchten und über Bergkämme schlängelt sich der Reisebus in bis zu 2300 m Höhe durch den Atlas. Gleich einer Achterbahn in Zeitlupe. Vorne wie hinten wird Mitfahrern schlecht.


Korrellation vs Kausation: S. betritt als erstes im das Zimmer, zückt ihr Handy, geht ins Netz und summt “the internet is for …, why you’d think the net was born? …, …, …!” Sie spricht es nicht aus, wird aber schon wissen wie es weitergeht.


Bustouren sind gut um eine Erkältung und einen groben Überblick über die Stadt zu bekommen, insbesondere der Stadtteile, die man nicht sehen will.


Die Andere. Ich kam an dem Abend dazu 4 Sätze zu lesen, ehe mir die Reisegruppe am Nachbartisch ein Glas Wein rüberschob und mich in ihre Runde einladete. Es wurde ein langer und schöner Abend, der uns für die letzten Tage eine neue Reisebegleiterin einbrachte, nachdem wir tagsdavor bereits ein Berliner Päarchen an die Rückreide verloren.
Darauf hatte ich hehofft, darauf hatte ich mich gefreut: Reisende kennen zu lernen, ihre Geschichten zu hören. Es brauchte eine Woche und die richtigen Leute, doch geben erst sie den perfekten Abschluss für eine gelungene Reise. Danke Hete, Jan und Ursula!

Arab Spring

Manchmal brauch es die richtige Motivation um sich mit Themen zu beschäftigen. So interessant der Islam, der Nahe-Osten und Nordafrika(Maghreb) auch sein mögen, wenn man keinen Bezugspunkt hat, dann kann ich Dinge sehr lange ausblenden. Zur selben Zeit, als in Tunesien gerade der erste in einer Reihe von Despoten geflüchtet ist, entschied es sich, dass ich Ende März eine Reise nach Marokko machen würde. Seit dem 26. Januar verfolge ich nun recht ausgiebig die Entwicklungen im Meghreb und speziell in Marokko. Ich bin kein Experte, ich habe weder sonderliche Erfahrung noch ergiebige Vorbildung, versuche aber doch meine Eindrücke, die ich in den letzten 4 Wochen gesammelt habe, zusammen zu bringen.
Ich hab viel gelesen und werde versuchen einige meiner Quellen auch wieder in den Text zu bringen, praktisch ergibt sich aber die Schwierigkeit, dass ich nicht alle behalten habe und die Aussagen einiger Quellen erst Wochen später in einem anderen Kontext Sinn ergaben. Ich hoffe die Aha-Effekte rüberbringen zu können. Kommentare, Kritik und Korrekturen sind in den Kommentaren sehr willkommen. Continue reading “Arab Spring”

Klimax

Muss mir bei Zeit mit einem Kollegen mal ein Duell bis zum Tod liefern: auf einer wackeligen schmalen Stahlbrückenkonstruktion im 5. Stock, bewaffnet nur mit vulkanischen Lirpas und gekleidet in feinen Anzügen wird es LEGENDÄR!

Mehr Öl ins Feuer

Kürzlich zu Silvester saß ich mit my-fellow-geeks zusammen und wir kamen auf die Diskussion, ob wohl Geeks die einzige Subkultur seien, die sich so gern reflektiert über sich selbst unterhält und zelebriert. Wir guckten in die Runde, bejahten und aßen weiter Fondue.

Ich bin ja gern Geek und einzig die Frage ob ich nicht eher Nerd bin lässt mich manchmal Zweifeln. Das Grundproblem besteht dabei in der Vielzahl an Definitionen beider Begriffe. Würde mein eine Diskussion darüber anfangen, wäre die erste Stunde bereits damit verbracht einen Konsens über die existierenden Definitionen zu schaffen, bevor man überhaupt eine eigene Aufbauen könnte. Egal ob Software-vs-Technik, Everybody-is-a-geek,Mit-oder-Ohne-Social-Skills oder Mit-Oder-Ohne-Mac, die Definition ist alles und da fand ich eine weitere die neues Öl ins Feuer gießt und ein für alle Mal diese Woche klären wird, dass ich ein Geek bin: Geeks and Nerds

FutureMe

Wenn ich über das Jahr Dinge finde, die ich mir merken will weil ich sie lustig finde und denke “hach das is was für den Dezember!” dann schreib ich mir über FutureMe.org gerne selber eMails in die Zukunft. Dabei kamen bisher 2 Probleme zum tragen.

1. Dieses Mistinternet ist nicht verlässlich und viele Links gehen schon ein halbes Jahr später nicht mehr. Von Youtube will ich gar nicht reden…

2. Ich versteh mein Ich in der Vergangenheit nicht. Dessen Humor muss ja abartig und seltsam sein, wenn ich mir so angucke, was der mir so schickt…

Dies zeigt schon im Kleinen warum Zeitreisen eine schlechte Idee sind.

Aber manchmal schickt er mir auch gutes Zeug: Frohe Weihnacht

Multiple Rubies on one server

I had the ‘joy’ of upgrading to Rails3 recently. The Rails application wasn’t the problem, but making it work alongside another Rails 2.3 application on my server was tough and gave me many headaches. Having multiple ruby- and rails versions proofed to be tricky. There is documentation, but I just couldn’t get my head around it, so I just want to sum up some of my pitfalls and give pointers.

Few words about my setup. I have a Debian server running apache2 with Passenger 3. My system Ruby is 1.8 and my goal was to have one application run on Ruby 1.8.2 (and Rails 2.3) and one on 1.9.2 (and Rails 3.0)

RVM

Ruby Version Management is cool for development and also nice for running multiple environments of Ruby. In my case one with the old Ruby 1.8.7 and a new one for Ruby 1.9.2. You can use rvm on your server, however it does not work as smooth with Passenger as you’d hope. RVM has some very good documentation, but the bit about Passenger failed to tell me what I need. In essence my misconception was, that you’d tell the system-wide Passenger configured in apache to switch to the rvm gemset. It tries to do this, but fails, as it’s still executed by the system-ruby-binary, not the ruby-binary within the rvm set. This means, you have just one rvm gemset from which you can run your app via Passenger within apache. For more Rails applications with different rvm gemset, you need to start them as Passenger Standalone and add them as ProxyPass in the apache2 virtualhosts. This is well described in the Phusion Passenger blog and untangled the knot in my brain!

ProxyPass

So I set up my Rails app as Passenger standalone as described in the article above. I used RAILS_ENV=production to pass the correct environment:

I got a few apache errors as my ProxyPass was not configured correctly. Nothing a good search engine and a look at /var/log/apache2/error.log couldn’t help.

With one exception. My resources, stylesheets, pictures weren’t loaded. The log gave this message:

proxy: DNS lookup failure for: localhost:3000stylesheets returned by /stylesheets/screen.css

This one was nasty, and there weren’t many helpful answers on the net, probably because the solution is so simple when you know whats wrong. My hint: It’s a missing / in the virtualhosts config of the ProxyPass.

Das Lese-Oktett #27

Nach langer Zeit mal wieder ein Lese-Oktett

The Day After: Ein Tag nach dem Geld

Massengrab in New York – Insel der einsamen Toten

Gesellschaft

Back from the future – Messungen unterstützen These, dass die Zukunft Auswirkungen auf die Vergangenheit haben kann

Gescheiterte Integration der Konservativen

Die Legende vom Salzstock – Etwas Aufklärung wo die Castoren eigentlich stehen

Mal was über Pornos

Wie Hitler Deutscher wurde

Technologie

Commandlines are alive and kicking

Neue Trendsportart: Extreme Technikpaternalisting

The things he carried – Über die Farce der Airport-Security

DIY Laser- Microscope

Filmtipp:

Beda Stadler – Über Gentechnik und Vernunft

Kubrik, Nixon und der Mann im Mond

Umfragen-Fail

Über die Uni-Maillinglist kommen gelegentlich Umfragen von Studenten für ihre Abschlussarbeiten. An den Umfragen kann man sehr schön sehen wie Umfragen funktionieren oder nicht funktionieren sollten.

Aktuelles Beispiel ist eine Umfrage, die über umweltfreundliche Elektrotechnik ist. Darunter sind folgende  Fragen für die man von 0-100% seine Zustimmung geben kann:

  • “Ich möchte den folgenden Generationen eine gesunde Welt hinterlassen. “
  • “Ich möchte ein umweltfreundliches Auto.”

Ich frage mich ja, ob ich der Einzige sein werde, der eine gesunde Umwelt hinterlassen und kein umweltfreundliches Auto möchte. Angst macht mir noch vielmehr, das Leute diese Kombination nicht in Ermangelung an eine sinnvolle Fragestellung ankreuzen.

Synchro

Menschen bekommen erst durch ihre Stimme Charakter. Dafür, dass die Stimme über Sympathie und Ablehnung erscheidet ist die Stimmauswahl bei Synchronisierung eine reine Zumutung und stellt die Frage in den Raum wie man Filme und Serien eigentlich gleichzeitig hassen kann und dennoch in der Branche arbeitet. Wenige Entscheidungen sind so entgültig wie die Auswahl der Synchronsprecher einer Serie. Dafür dass es nur einen Versuch gibt das Publikum von sich zu überzeugen, scheint die Entscheidung über die Sprecher ziehmlich egal zu sein. Wenn am Ende die Serie hier als einzigem Land der Erde floppt, dann wirds halt auf kulturelle Unterschiede geschoben, Synchronisierung ist hier schiießlich kein Thema und wer regt sich schon darüber auf… Leute ohne Fernseher!

Zu eng

Ich hatte nie die größte Statur und als Kind war ich in der Klasse immer der Kleine. Ich hatte Hoffnung noch zu wachsen und das tat ich. Auch mit 19 hatte ich zwar einerseits Abitur und inzwischen die gefühlte Berliner Durschschnittsgröße erreicht, so verkündete ich scherzeshalber aber trotzdem, dass ich ja noch wachse und benutzt dies als ernstgemeinte Begründung dafür doch noch das letzte Dessert zu bekommen.

Inzwischen ist das eine halbe Dekade her und stelle immer mal wieder mit erschrecken fest, dass meine Kleidung von damals geschrumpft ist, auch mein Abi-Anzug nicht mehr passt und diverse alte Jeans Hochwasser haben.  Da ich bis heute weder an Körperumfang zugenommen habe, noch an kleidungsschrumpfende Trolle glaube, bleibt mir nur ein logischer Schluss. Ich sage auch weiterhin, ich sei noch im Wachstum und nehme mir wieder das letzte Dessert…

Der Fatalist

Ich komme gerade vom Funny van Dannen-Konzert und darf damit wieder einen Künstler von meiner Live-Todo-Liste abhaken. Funny van Dannen live, das ist ein Saal voller Menschen, ein Einzelner mit Gitarre auf einer Bühne und ein musikalischer Poesie und Hirnschwund. Die Stichpunkte:

  • Es hatte was einer literarischen Lesung: Ein Notenständer mit Blättern und eine weiße Gitarre und die nie nachgestimmt werden musste.
  • 2000 stehende Menschen
  • 200 die Singen
  • 20 die Tanzen
  • Persönlich gefühlte eigene Textsicherheit ~80%
  • 2,5 Stunden Konzert und ich bin nicht heiser. Man muss dazu sagen, Funny van Dannen ist genau meine Simmlage und das Konzert hätte aus der Sicht noch länger gehen können, hatte aber perfekte Länge.
  • Ein ganzer Saal der über “Posex und Poesie” singt
  • Liebste neue künstlich-implantierte Erinnerung: Mein Lieblingshaustier war eine flache Ratte und die Aktion mit der Mäusepissenpistole

Theorienfindung

Auf dem Nachhauseweg ging ich hinter etwas hinterher, das die äußere Erscheinung eines Mannes hatte. Ich starre eher selten Menschen hinterher und noch viel seltener Männern, jedoch hatte diese Erscheinung einen Hinterkopf, der einen in einen Bann reißen und die Gedanken dahintragen konnte.

Aus seinem Hinterkopf, genau wo Schädel und Genick sich treffen wuchs eine einzelne Rasterlocke aus seinem Kopf und verschwand im Kragen seiner Jacke. Es gab keinen Hinweis darauf wie weit sie noch in die Jacke ragen würde und das Alleinstellungsmerkmal war die ansonsten eher karge haarliche Bewachsung des Kopfes. So wirkte es wie eine einzelne Verloren gegangene Rastalocke, die einfach fehl am Platze war und man sich Gedanken zu der Geschichte dahinter macht.

Ist es die Letzte ihrer Art auf einem ehemals prallen Haarschopf, der Tommy stolz gemacht hätte und heute nur noch der Schatten seiner  selbst ist? Das setzt vorraus, dass es eine Locke war? Vielleicht ist es aber auch das legendäre Stammhirn, dessen Existenz heute nicht mehr bezweifelt wird – anders beim Großhirn. Ehrlich, schaut euch doch mal um…

Vielleicht ist es nur eine Attrappe und in wirklichkeit versteckt sich dahinter ein Schlauch für eine außerirdische Atmungsvorrichtung, die auf dem Rück unter der Jacke montiert ist. Vielleicht fungiert der gesamte Körper wie ein Taucheranzug für einen extra-terranischen Besucher.

Oder vielleicht handelt es sich um ein Computerkabel, dass die Hirnsignale direkt in einen kortikalen Subprozessor leitet und die Gedanken allen Drohnen des kollektiven Gehirns zur Verfügung stellt. Für diese Cybord-Theorie sprechen auch die zusätzlichen Kabel, die aus den Ohren hingen.

Auch nach Minuten der Observation konnte ich keinen schlüssigen Beweis für irgendeine meiner Thesen finden. Er bog dann in einen Döner ab, was ja hier alle machen und damit die beste Möglichkeit ist unterzutauchen und seine Tarnung zu erneuern.

Biotop

Auf dem Land bei meiner Schwester, hinter dem Haus neben dem Carport steht ein Fuchsschwanz. Auf der Pflanze sammeln sich Blattläuse und decken große Teile des Stengels weitflächig ab. Gezüchtet und gehütet werden sie von einer Horde Ameisen, die sie wie Vieh auf der Weide halten, bis die Ameisen sich an ihnen laben. Diese Massenlaushaltung zieht Wespen an, die sich an den Ameisen gut tun. Die Wespen werden von den Hornissen geschnappt und die Hornissen in der Abenddämmerung von den Vögeln und Fledermäusen, die am nächsten Morgen dank der Katze vor der Tür liegen.

Wer brachte Erwin Schrödinger um?

Solange ich nicht nachschlage ob Erwin Schrödinger noch lebt befindet er sich in einem undefinierten Zustand zwischen noch am Leben und schon tot. Dieser löst sich erst auf sobald ich oder jemand anderes nachlese. Da bereits jemand nachgeguckt hat, ergibt sich eine von beiden Möglichkeiten und die Frage kommt auf “Wer brachte Erwin Schrödinger um?”

Die MSISDN

In der Informatik und besonders wenn es um Datenschutz geht versuche ich mit offenen Ohren durch die Welt zu gehen. Die technischen Möglichkeiten heutzutage Benutzerdaten auszuwerten sind leicht zu unterschätzen und das Missbrauchspotential schnell erschütternd. Gerade spezielle, technische Lösungen zeigen, einfach Erhebung, Auswertung, Weitergabe und Remix der Daten ist.

Ich arbeite seit einigen Monaten in einer Firma in der ich mich mit Web-Entwicklung für Mobiltelefone beschäftige. Dabei konnte ich lernen was die MSIDSN ist. Da ich im Zuge einiger Webrecherche wenig zu dem Thema fand will ich hier kurz was dazu schreiben. Dank an dieser Stelle an Leo, durch seine Reccherche noch gut weiterhelfen konnte.

Konkret wurde ich kürzlich vor die Aufgabe gestellt für einen mobiles Webkatalog Möglichkeiten zu recherchieren, wie von einem mobilen Webseitenbesucher die Handy-Nummer ausgelesen werden kann. Dies sollte den Registrierprozess für das Portal auf Handys vereinfachen. Eigentlich sollte man sich hier schon an den Kopf fassen, dass überhaupt die Möglichkeit in Betracht gezogen wird automatisiert diese Verkehrsdaten abzufragen. Ich meine man stelle es sich vor, man schaltet eine einfache Webseite und von jedem Besucher der sie über ein Mobiltelefon besucht wird die Mobilfunknummer in einer Datenbank gesammelt. Zwar nicht identifiert und signiert, aber immerhin echt und korrekt. Perfekt um sie einfach mal an Werbespammer weiter zuleiten.
Ich war nicht sehr begeistert auf die Aussicht so eine Technik – so vorhanden – zu benutzen, begann aber meine Recherche.

Das Stichwort unter dem das ganze läuft ist “MSISDN”, der Mobile Station ISDN Number.
Jeder mobile Besucher, der eine Webseite laden will, sendet vom Browser einen HTTP-Request ab, der beschreibt, welche Webseite vom Server zurück geliefert werden soll. Kurz gesagt geht es bei der MSISDN nun darum diesen HTTP-Request des mobilen Browsers zu analysieren und zu gucken, ob die MSISDN im Request mitgegeben wird. Die MSIDSN wird nicht vom Browser in den Request geschrieben, der weiß selber nicht auf welchem Gerät, mit welcher Nummer er ist. Die MSIDSN wird auf dem Weg zu Server vom Provider eingefügt. Der vom Browser abgesetzte Request wird über ein Mobilfunkprotokoll (UMTS/3G, GRPS etc) übertragen und vom Mobilfunkprovider über Gateways ins Internet geleitet. An diesen Gateways wird die MSISDN-Nummer zugeordnet, von der der Request abgesetzt wurde.
Auf Serverseite kann der HTTP-Request einfach ausgewertet und die darin enthaltenen Daten (ie die Handynummer) gelesen werden. Hier ist die einzige Frage unter welchem Schlüsselwort die MSIDSN zu finden ist. Dies kann sich je nach Provider unterscheiden, in den Yellow-Pages für mobile HTTP-Requests kann man dies jedoch nachschlagen.

Also prinzipiell gibt es diese Technik und es ist sehr verwunderlich, dass sie außerhalb von Mobiltechnologiekreisen nicht weiter bekannt ist.
Die gute Nachricht ist, dass zumindest in Deutschland die Provider die MSISDN nicht mitschicken. Das oben beschriebene Szenario des automatischen Auslesens ist also zunächst nicht möglich.
Die schlechte Nachricht ist, dass die Technik trotzdem existiert und vorallem, dass Provider Zugriff auf diese Daten vermarkten.

Ich könnte nun als beliebter Handy-Abo-Verramscher an die Mobilfunkprovider herantreten, mit Geld wedeln und meine Webseite für die weitergabe der MSISDN freischalten lassen. Ich würde damit von allen Besuchern, die über diesen Provider kommen die Handynummer an meinem Portal geschickt bekommen und schön mitspeichern können.

Dies alles natürlich ohne, dass der Nutzer etwas davon mitbekommt und ohne, dass er es abschalten kann.
Schöne neue Mobilfunkwelt.