Lesen, Schreiben, Pause machen

Eigentlich sollte dazu ja keine Zeit sein, aber, ich fühl mal wieder den Drang einfach erst zu schreiben und dann zu denken.

Zeitrahmen sind so … ja so, man schämt sich einfach, wenn man was anderes macht als man sollte. Man weiß, heute musst du einfach dies machen, und dann kommt was dazwischen oder du sehnst was dazwischen.

Das nennt man dann 1000-$-Tage und das ist genau die Summe, die man jedem erstbesten geben würde, dass er dich durch einen Anruf aus deinem Elend befreit. Ablenkung ist der Trumph.

“Wo hat der Herr Senff das bloß schon wieder her, sowas entstammt ihm doch niemals selber!” Richtig, das Konzept des 1000-$-Tages hab ich aus dem Buch “Mikrosklaven” von Douglas Coupland. Das lese ich seit mitte Dezember. Lesen ist eigentlich ein schönes Hobby, man kann sich Zeit nehmen, in Ruhe in eine Welt abtauchen und irgendwann wacht man auf und glücklich sieht man das Ende des Tages angebrochen. Lesn hat aber auch seine Schattenseiten. Man muss sich Zeit nehmen, man braucht Ruhe in eine Welt abzutauchen und ist das Ende des Tages ist man tod unglücklich, weil man meint wieder nichts geschafft zu haben. In die Welt dieses Buches abzutauchen fällt dabei weder leicht noch schwer. Es ist die Art von Buch, wo man versucht seiner eigenen Realität zu entfliehen und mit dem Aufschlagen der Buchseiten wieder drin gefangen ist. Mikrosklaven geht kurz gesagt um die Gedankenwelt überarbeiter Programmierer. Geschrieben 1995 beschreibt es damals wie heute eine Subkultur zwischen Technikverliebtheit, Soziopathie und echt engen Zeitplänen. Und obwohl, oder gerade weil, es ein Buch ist in dem man sich selber wiederfindet, findet man Seiten, Gewohnheiten und stellt fest, wie albern sie für andere aussehen mögen, und doch jeder seine Manien braucht.

Den Gedanken gedacht, zwing ich mich jetzt auf keinen Blick auf die Uhr, weil ich sonst sofort im Satz abbrec ….

*gluck*gluck*gluck*

…chen würde. Stattdessen greif ich einfach mal meine Grundthese vom Anfang auf, die ich noch nicht gestellt habe. Lesen, ist so ein Hobby, man muss sich die Zeitnehmen und in Zeiten weniger Zeit fehlt die Zeit für die Zeit schnell mal. Leider, und nimmt man sie sich, dann doch mit so einem unwohlen Gefühl eigentlich an etwas anderes arbeiten zu müssen. Aber manchmal, dann muss man sich halt sagen, nö. Für heute reichts.

Für heute hab ich genug Video-Geschnitten, genug SE-gelernt, genug mit alten Freunden telefoniert und sich erkundigt ob sie gut behandelt werden. Genug an meinem neuen PDA gespielt und worauf ich nun Stolz sein kann, genug geschrieben. So kann ich gleich ins Bett gehen im Wissen, genug getan und doch einem Hobby gefröhnt zu haben. Sicher werd ich morgen von Herrn Irgendwem darauf angesprochen – ich werde alles abstreiten – und genauso sicher werd ich morgen früh mit Augenringen in meinem Spanischkurs sitzen. Aber das war es Wert. Erst hat ers Gesprochen, dann gedacht.

Nur zum Lesen muss ich ein anderes Mal kommen.