-15.1

Wie fast jeden Dienstagabend war ich in der Stadt unterwegs. Wie angekündigt ist es kalt. Es war den ganzen Tag schon kalt, doch es schien die Sonne. Nun scheint nur der Mond, und das auch nur 2/3 und weil der Mond nicht so der Bringer is mit Wärme und man auf die anderen Sterne, die am klaren Himmel zu sehen auch nicht so ganz zählen kann ist es eben kalt. Versuche ich zurück zudenken erinner ich mich nicht mehr wann es mal so kalt war. Da war einmal vorm Sportunterricht, vor der Turnhalle -18°, eine verschlossene Tür, ne Schneeballschlacht und ein Lehrer der einige Minuten später kam. Aber hier in Berlin erinner ich mich immer nur an das Wetter der  letzten 4 Wochen, und da war es noch nie so kalt.

Heute fahr ich mal mit der U-Bahn zum Bestimmungsort, das geht durch Neukölln aber ich überlebs. Boddinstraße, naja egal, ich muss ja nicht raus. Müde, aber schlafen lohnt nicht, Wachsein ebensowenig. Auf dem Bahnsteig hängt ein Plakat vom Kulturradio RBB für ein Konzert in X-Berg. Ich denke mir, wie weit es mit der Kultur schon gekommen ist. Beim Rückweg nehm ich wieder die U-Bahn. Zu meinem sonst genommenen Weg hat die einen Vorteil. Ich muss nur einmal umsteigen. Das müsste ich beim normalen Weg auch mindest, wahrscheinlicher aber noch häufiger und um 0:20 will ich nicht an den Gleisen im Ostkreuz stehen … bei der Hitze. Außerdem hab ich nach 3 Jahren Berlin festgestellt, dass es eigentlich für mich kleverer ist über den Südring zu fahren, da is meine Bahnfrequenz und die Wahrscheinlichkeit wahrlos in eine Bahn zu steigen, die mich nach Hause fährt größer. Doch auch an der Herrmanstraße ist es kalt. Und noch 4 Minuten, ich guck dem Sekundenzeiger auf der Uhr zu und wie er bei der 12 angekommen für eine Sekunde stehenbleibt, weil ihm etwas die Kraft fehlt den Minutenzeiger weiter zudrücken.

In der Bahn erlebe ich ein seltsames Gespräch. 2×2 Frauen begegnen sich: eine aus Peru, die english und südamerikanisches-spanisch spricht, ihre Begleitung ist Deutsche, spricht aber auch fließend spanisch und english, dann eine spanisch-spanische Studentin und ihre Begleitung, die nur English und Deutsch kann. So führten die über 10 min ein Gespräch quer durcheinander in und über alle 3 Sprachen und mir ging die ganze Zeit nur durch den Kopf, dass ich unbedingt davon abkommen muss mir ständig neue Sprachen als zielzusetzen und dringend die, die ich mal hatte zu festigen und zu wiederholen.

Ich steige aus, es ist kalt. Es fühlt sich an, als würde man den Kopf in die Tiefkühltruhe halten und nicht nach 30 Sekunden rausziehen. Die Hautzieht, die Nasenhaare frieren ein und die Ohren brechen ab. Bei eis und schnee sieht die Straße und alles viel kleiner, geräumiger, fast gemütlicher aus, doch das stechen widerlegt das.

Zuhause angekommen überleg ich einen Raggae anzumachen.

2 Replies to “-15.1”

  1. nach der schönen geschichte hab ich ja fast ein wenig mitleid mit den gebeutelten berlinern. aber auch nur fast. ich möchte an dieser stelle auch nicht andeuten, dass ich täglich bei -25°C zur uni stapfe und mich nachts bei -35°C zu gelegentlichen abendunterhaltungen bewege. so was mach ich nicht. nein. jammern tun nur die berliner mit senfffüllung … 🙂

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