Kürzlich hatte mein Neffe Einschulung. Ich erwähnte ja schonmal das glorreiche Zitat des Direktors bei seiner Rede, hier sind noch weitere Schoten der Einschulung.
Um 9 fanden wir uns in der Turnhalle zur Einschulung ein. Die Schultüte wurde vor dem Kleinen versteckt und es ging in die Turnhalle zur Feier. Der Chor sang, die Musikschule spielte für Südwest-Mecklenburg landestypische Akkordeonmusik und die Heiligen wanderten heute mal etwas gemächlicher ein, ehe das Publikum beim Rhytmuswechsel komplett den Takt verlor.
Dazwischen gab es Reden.
Angefangen vom Direktor und seinen glorreichen ersten Worten, dass nun der “Ernst des Lebens” begonnen hatte. Er redete vom Jugendschwund und nahm diesen als Anlass nochmal zu mahnen, dass man sich deshalb Ausländerfeindlichkeit nicht leisten kann. Man beachte den Umkehrschluss. So sprang er von einem Thema zum Nächsten und beendete mit einem kleinen Spiel für die Erstklässler, die sich beweisen sollten, doch auch würdig zu sein in die Schule zu gehen. Steif fragte er die verschreckten Deliquenten, welche Buchstaben sie denn schon könnten und welche Zahlen. Immerhin beim Zählen bis 10 (und später bis 20) brachen sie das Eis und ersparten ihm weitere Peinlichkeiten.
Gefolgt wurde das bunte Programm von einer Rede des Cheffes eines hiesigen Großsupermarktes, der auch nochmal die Wichtigkeit der Jugend anpries und von kostbarem Humankapital sprach. Er redete von seiner Sponsorschaft für Erstklässler-Verkehrswesten und wie er sich bei jedem Erstklässler, der mit den Westen auf der Straße ist bestätigt sehe, in das Richtige investiert zu haben. Das zufällig Werbung für frisches Geflügel auf den Westen ist, hat damit sicher nichts zu tun. Zwei Verkehrswächter aka Polizisten übergaben den Kindern die Westen. Beim Einen fragte man sich, ob er Weste trägt oder das eine natürliche Wampe ist.
Achja Landrat Christiansen war auch da und sagte auch kurz was, war aber wohl unspektakulär, weil ich mich nicht mehr erinner. Die Kids bekamen ihre Schultüten von ihren Eltern überreicht und der Kleine mit seinem Piratentüte war nur noch ein Strahlemann hoch drei.
Gemeinsam trat die Klasse aus der Turnhalle und verschwand in ihr Klassenzimmer. Die Gäste konnten die obligatorische Stunde warten und ging schon mal rüber zur Grundschule. Entsetzen über den Schulhof und ich nahm gleich die Kreide in Beschlag und malte den Kindern Spielgerüste auf die Asphaltwüste. Eine schönere Form des Protests kenn ich nicht und seit dem nehm ich mir vor ein Wochenende lang den kompletten Schulhof anzumalen. Leider is das im feuchten Herbst nicht von langer Protestdauer …