Enten

Drei Meter vor mir sitzen eine Handvoll Enten. Die Meisten sitzen bloß herum. Eine macht sich schon seit Minuten für mich schön, jedoch ist es leider ein Erpel. Jetzt gerade verrenkt er sich vor mir das Bein. Neben ihm sitzt seine Entenfrau, die einerseits ständig ihren Hintern in meine Richtung wackelt, mir aber andererseits nur die kalte Schulter zeigt.
Dann ist da ein Außenseiter. Eine weiße Taube, die von einer Hochzeit geflohen oder von den Tauben als Spion in geheimer Mission geschickt wurde. Daneben sein uneheliches Kind.
Die Tauben sind sowieso die Spielverderber. Wie halbstarke Neuköllner Kids treten sie in Rudeln auf und meinen die Lage abchecken zu müssen. Ratten mit Flügeln. Still schleichen sie durch die Gegend, stets bereit wenn nötig dich einzukesseln, wenn du ihnen dein Handy nicht gibst. Ob Tauben Bushido hören?

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Das Leben einer Ente findet im Wasser statt. Sie werden dort geboren und sterben im Wasser. Ab und zu taucht eine ab und ward nie wieder gesehen. Damit die Entenpopulation aber nicht ausstirbt taucht woanders unverhofft eine neue Ente einfach so auf. Dadurch gleicht sich der Verlust wieder aus. Unterwasserklonlabore erklären auch, warum alle Enten gleich aussehen. Diese gefiederten Wassertreter geben sich eines einfachen Lebens und haben die Technologie bereits hinter sich gelassen. In trautem Einklang mit der Natur begehen sie ihr Leben.

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Dort hinten sind zwei Enten ganz aufgeregt. Es ist ein Erpel und seine Dame. Sie hat keine Lust, er aber schon, was zu gewissem Konfliktpotential fühlt. So kommt es zur Hölle eines jeden Bademeisters. Er stellt sich auf sie rauf und sie geht unter. Nach vollendeter Versenkung putzt er sich.

Quäkend betteln zwei Enten vorbeigehende Fussgänger an. Quäk, quäk,quäk. Ubersetzt heißt das „Haben sie wohl etwas Kleingeld übrig?“ Die Fussgänger schütteln aber meist nur mit dem Kopf, heute haben sie keines dabei, ja eigentlich haben sie nie welches und vielmehr brauchen sie doch selbst soviel mehr um es jetzt den Enten hinterher zu werfen.

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Noch woanders sitzt ein ein Paar Enten und möchte nicht gestört werden. Sie sitzen nur so da und gucken in die Nachbarschaft. Vielleicht sind es Oma und Opa Ente. Kommt ein Nachbarsküken vorbei dann krakeelen sie los. Sie sind die Könige des Balkons. Sie bestimmen über Ruhe und Frieden, oder wenigstens, was für sie das bedeutet. Ruhe und Frieden heißt ihr Ruhe und Frieden. Jeder vorbei schwimmende Artgenosse ist ein Angriff darauf und gehört zusammen geschissen.

Ich verlasse meinen Platz. Irgendwie kommt mir diese Entengesellschaft bekannt vor.

(Dank an F. für die Entenbilder)

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